
Spielname:
Pokémon Gold/Silber
Typ:
Virtual Console Spiel
Original-System:
Game Boy Color
eShop Preis:
9,99 €
Publisher:
Nintendo
Developer:
Game Freak
Genre:
Rollenspiel
Release:
22.09.2017 (erschienen)
Multiplayer:
1-2 Spieler
Altersfreigabe:
Frei ab 0 Jahre
Screenshots:
Pokémon Gold/Silber
Kurztest: Pokémon Gold/Silber
Tjark Michael Wewetzer, 01.10.2017
5401°
Nein, wir müssen nicht erst bis zum nächsten großen Pokémon-Jubiläum warten, damit die Game Boy Color-Originale der zweiten Spielegeneration ihr Zelt im eShop aufschlagen. Stattdessen gibt es Pokémon Gold und Silber bereits jetzt und sie laden als Vorbereitung für die kommenden 3DS-Titel Pokémon Ultrasonne und Ultramond zu einem nostalgischen Trip in die Serienvergangenheit ein. Dass die bescheidenen Anfänge trotz des für Virtual Console-Verhältnisse recht hohen Preises immer noch ihr Geld wert sind, haben wir bereits an anderer Stelle gezeigt. Jetzt darf die Fortsetzung eben jener Meilensteine zeigen, was sie auf dem Kasten hat und warum die beiden Spiele trotz der DS-Remakes noch immer eine Daseinsberechtigung haben.
Schöne neue Pokémon-Welt
Eure Reise als aufstrebender Pokémon-Trainer beginnt im beschaulichen Neuborkia der altjapanisch angehauchten Johto-Region. Der örtliche Poké-Professor Lind entsendet euch auf einen simplen Botengang und stellt euch ein erstes Pokémon als Geleitschutz zur Verfügung – man will ja nicht im hohen Gras von einem wilden Wiesor überfallen werden! Währenddessen wird das Labor jedoch von einem mysteriösen, rothaarigen Jüngling überfallen und ein weiteres, kostbares Pokémon des Professors entwendet. Und als wäre das noch nicht genug scheint auch die aufgelöst geglaubte Schurkenbande Team Rocket wieder aktiv zu sein. Ziemlich viel Stoff, den es auf der Reise durch die Johto-Region zu lösen gilt. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass der Sieg in der hiesigen Pokémon-Liga sowie das Ausfüllen des nun 251 Einträge umfassenden Pokédex ebenfalls zu euren Aufgaben gehört. Tatsächlich gibt sich die ganze Handlung jedoch äußerst simpel und selbst der Plot um Team Rocket fühlt sich mehr wie eine substanzlose Erweiterung der vorherigen Geschichte an. Definitiv kein Spiel, das man für seine tiefgründige Story zockt. Dafür besticht es jedoch mit seinem überraschend großen Umfang, der die Vorgänger-Editionen ohne jeden Zweifel in den Schatten stellt.
Die Reise ist natürlich mit allerlei Kämpfen gespickt. Egal ob wilde Pokémon im hohen Gras oder konkurrierende Trainer, die euch am Wegesrand auflauern – um Duelle werdet ihr über kurz oder lang nicht herumkommen. An der rundenbasierten Basis wurde hier oberflächlich betrachtet nur wenig gefeilt. Seriengemäß ziehen eure Taschenmonster abwechselnd und führen pro Zug eine ihrer bis zu vier Attacken aus. Die überarbeiteten Sprites der Pokémon sowie kleine Angriffs-Animationen sorgen für etwas Leben, verglichen mit späteren Ablegern wirken sie aber natürlich noch sehr statisch. In Sachen Balancing sorgte man durch die Einführung der Typen Unlicht und Stahl für etwas mehr Chancengleichheit sowie eine Abschwächung der in der ersten Generation noch überstarken Psycho-Pokémon. Ein vielfältiges Team ist somit Pflicht, wenn ihr ohne größere Probleme bis zur Liga kommen möchtet. Leider finden sich noch immer ein paar Baustellen. Was erlernbare Attacken genau bewirken, lässt sich leider nur hinterher herausfinden. Da ihr auf gerade mal vier Move-Slots per Pokémon beschränkt seid und so potentiell ein hilfreiches Manöver gegen etwas Unpraktisches austauscht, kann dies beizeiten nervig werden. Ebenfalls stört die Vielzahl an VM-Attacken, die zum Voranschreiten in der Oberwelt notwendig sind und somit eure Team-Aufstellung künstlich limitieren. Immerhin müsst ihr im Gegensatz zur Vorgänger-Generation nicht mehr ständig ins Pokémon-Menü, um die Hilfsmanöver durchzuführen.
Die Goldene und Silberne Edition bieten zudem nicht nur schlechte Details. Events wie das wochentagsabhängige Käferturnier oder Rematches mit besiegten Trainern, die sich später über einen Telefonanruf bei euch melden, sorgen für Abwechslung auf eurer Pokémon-Jagd. Auch hat man sich wieder einmal gut um die Erhaltung alter Kernfeatures bemüht: Über eine lokale Drahtlosverbindung lassen sich Pokémon mit allen Virtual Console-Editionen tauschen, Kompatibilität mit der Pokémon Bank ist für die Zukunft ebenfalls geplant und sogar an die Erhaltung der Infrarot-Gimmicks wurde gedacht. Letzteres jedoch nicht in vollem Umfang, denn mit dem alten Pokémon Pikachu Color-Zubehör ist die Virtual Console-Version nicht kompatibel. Auch hat all diese Konnektivität leider zur Folge, dass Standard-Features für Virtual Console-Titel – also namentlich Savestates – nicht verfügbar sind. Ist aber auch logisch, andernfalls ließen sich nämlich munter Pokémon und Items ohne größeren Aufwand duplizieren.
Fazit:
Man könnte meinen, dass mit den neueren Editionen und sogar kompletten Remakes der alten Game Boy-Teile eine Neuveröffentlichung von Pokémon Gold und Silber überflüssig sei. Doch wie schon mit dem Trio der ersten Generation zuvor ist hier nicht nur Nostalgie im Spiel, die uns unweigerlich vor den Bildschirm fesselt. Die simpleren Anfänge der Pokémon-Reihe verfügen über ihren eigenen Charme und begeistern durch ihr unkompliziertes, ballastfreies Gameplay, das sich in dieser Auflage noch auf Verbesserungen des im Vorgänger etablierten Erlebnisses konzentriert. Die Welt ist größer und abwechslungsreicher, die Pokémon spannender und facettenreicher. In Windeseile verliert man sich wieder in der Taschenmonsterhatz und schlägt sich mitten in der Nacht durch hohe Gräser, nur um nach diesem einen seltenen Pokémon zu fahnden und es endlich zu seiner Sammlung hinzuzufügen. Der VM-Überfluss sowie die trotz (für damalige Verhältnisse) anfänglichem Wow-Effekt eher schwache zweite Hälfte mögen zwar etwas unschön wirken und diverse Spielelemente wurden in den Folgespielen natürlich stetig verbessert, doch auch heute noch lohnt sich dieser Trip in die Vergangenheit und sollte trotz des hohen Standard-Preises definitiv erwägt werden.
Mit Endivie auf Achse: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für Planet3DS.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Ein liebenswertes Klassiker-Duo, welches das simple Grundgerüst der Vorgänger ordentlich ausbaute. |
Reichlich Pokémon zum Schnappen Viele Detailverbesserungen gegenüber der ersten Generation Lokaler Link-Kampf und -Tausch intakt |
Zu viele VM-Attacken Zweite Hälfte wirkt gehetzt Move-Wirksamkeit erst nach Erlernen einsehbar |