
Spielname:
The Legend of Legacy
Typ:
3DS-Spiel
Publisher:
NIS America
Developer:
FuRyu
Genre:
Rollenspiel
Release:
05.02.2016 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
Screenshots:
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The Legend of Legacy
Review: The Legend of Legacy
Tjark Michael Wewetzer, 02.02.2016
6014°
Jeder auf der Welt hat sein Päckchen zu tragen. Während der eine Tag für Tag an seiner Karriere feilt, kümmert sich der nächste um die Liebe und wieder ein anderer will der Welt durch sein Wirken seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken. Ganz ähnlich dreht sich The Legend of Legacy um insgesamt sieben Schicksale – völlig unterschiedliche Personen, die es aus verschiedenen Gründen auf das unerforschte Eiland Avalon verschlägt. Ob ihr diese Expedition unbedingt mitmachen solltet oder das Studio FuRyu besser damit beraten gewesen wäre, weiter an dem Titel zu feilen, klären wir in unserem Test.
Entdeckerparadies Avalon
Zu Beginn des Spiels entscheidet ihr euch für einen von insgesamt sieben Charakteren, dessen Geschichte ihr erleben wollt. Die fromme Gardistin Garnet soll beispielsweise in Erfahrung bringen, was es mit den Gerüchten einer Gottheit auf Avalon auf sich hat – immerhin könne es laut ihrem Glauben nur einen wahren Gott geben. Liber hingegen steht als „Schatzsucher“ eher auf weltliche Dinge und will die Insel nach Wertsachen durchkämmen. Zwei der verbleibenden Protagonisten stoßen gleich zu Beginn zu eurer Gruppe hinzu, die übrigen lassen sich schnell in der Stadt Initium auflesen. Leider bleibt dieser kurze Story-Abriss lange alles, was ihr von der Handlung hört. Tatsächlich sind die persönlichen Geschichten der Helden eher schmückendes Beiwerk für das eigentliche Gameplay und treten daher über weitere Strecken deutlich in den Hintergrund.
Was tut ihr dann also auf der Insel, wenn ihr schon nicht der Rahmenhandlung folgt? Um es mit den Worten des ansässigen Königs zu sagen: „Geht los und entdeckt etwas!“ Eure Hauptaufgabe liegt darin, die nach und nach freigeschalteten Ortschaften zu erkunden und den Geheimnissen der Insel auf den Grund zu gehen. Dabei ermuntert euch The Legend of Legacy zum gründlichen Erkunden, da ihr die Gegend bei eurem Marsch automatisch auf dem Touchscreen kartographiert. Je vollständiger euer Werk ist, desto mehr Geld könnt ihr schlussendlich beim Händler in der zentralen Ortschaft Initium verlangen. Da andere Mittel und Wege zur finanziellen Absicherung schlecht bezahlt sind – nicht selten enden Kämpfe mit Monstern mal ohne Geld- und Gegenstandsbelohnungen – ist es definitiv ratsam, mit dem Verkauf der Karte bis zur Vollständigkeit zu warten. Zumal es an sich nicht wirklich viel gibt, was sich gegen Bares erwerben lässt.
Nur frustresistente Abenteurer mögen passieren
Bei den rundenbasierten Gefechten zeigt The Legend of Legacy übrigens auch seine Eigenheiten. Statt fest verteilter Rollen für die sieben Helden gibt es lediglich angedeutete Startvorschläge. Die Alchemistin Eloise hat beispielsweise ein Händchen für Magie, während Söldner Owen abwehrstark ist und daher gut den Verteidiger der Gruppe mimen kann. Tatsächlich kann aber jede Figur jede Rolle übernehmen, sofern ihr sie in der entsprechenden Abteilung parkt. Im Feld-Menü könnt ihr jederzeit ein Set aus diversen Formationen vorbereiten, in denen ihr eurer dreiköpfigen Truppe Angreifer-, Verteidiger- und Unterstützerrollen zuweist. Gemäß ihrer Einteilung sammeln eure Helden Erfahrung für die jeweilige Position und werden so ruck-zuck zu einmaligen Schmerzspendern oder Schadensschwämmen – zumindest in der Theorie.
Praktisch steht dem das ungewöhnliche Levelsystem des Spiels im Weg. Anders als bei klassischen RPGs gibt es hier keine regulären Charakterlevel, stattdessen steigen eure Fertigkeiten und Werte selbst in ihrer Stufe. Klingt an sich jetzt nicht unbedingt verkehrt, nur leider ist The Legend of Legacy bei der Charakterentwicklung extrem undurchsichtig. So können unheimlich viele Kämpfe vergehen, bis eure Figur endlich einen neuen Skill lernt oder einen bestimmten Wert verbessert. Kraftsteigerungen bestimmter Fähigkeiten fühlen sich zudem nicht immer wirklich mächtiger an. Das stört vor allem dann, wenn sich euch einer der kniffligen Bosse in den Weg stellt – die zudem nicht selten praktisch aus dem Nichts kommen und unvorbereitete Helden in Windeseile in den Boden stampfen. Haben wir schon erwähnt, dass ihr lediglich in Initium fest speichern könnt? Und dass euch der Fluchtbefehl im Kampf zurück an den Anfang des aktuellen (und in der Regel recht großen) Areals schickt? All das sorgt für ein ziemlich frustrierendes Spielerlebnis.
Immerhin lässt sich die Schnellspeicherfunktion nutzen, um den Verlust nennenswerter Spielfortschritte zu vermeiden. Auch werden nach jedem Kampf die Trefferpunkte eurer Kämpfer komplett wiederhergestellt und gefallene Recken wiederbelebt – wenn auch mit einem HP-Malus, der sich nur durch eine Rast im Gasthaus von Initium beheben lässt. Zudem gibt es dankenswerterweise keine Zufallsbegegnungen, die Gegner rennen stattdessen allesamt sichtbar herum. Allerdings legen sie ein derartig aggressives Verhalten an den Tag und sind zahlenmäßig so dicht verstreut, dass ihr ohnehin praktisch alle paar Schritte in einen Kampf rennen könnt.
Steuerung:
Was kann man bei einem rundenbasierten Rollenspiel in Sachen Handhabung schon alles vergeigen? Nicht viel, das ist klar. Die Kontrolle eures Heldentrupps ist völlig eingängig und die Menüführung weitestgehend logisch. In den Kämpfen müsst ihr euch lediglich auf ein wenig Blätterei einstellen, da jedes nutzbare Ausrüstungsobjekt – darunter auch Accessoires – mit eigenen Kommandos daherkommt. Außerdem legt ihr mit aller Wahrscheinlichkeit recht schnell eine große Screenshot-Sammlung an, da ihr mit der Start-Taste Schnappschüsse tätigt. Ein wenig ärgerlich ist jedoch, dass es beim Kauf von Equipment keine Möglichkeit gibt, dessen Werte schnell mit bereits ausgerüsteter Ware zu vergleichen. Stattdessen müssen wir also fummelig aus dem Händlermenü raus und zu unserer Rüstung wechseln, um so Zahlen und Schutzboni herauszufinden. Nervig, aber zum Glück stehen neue Einkäufe auch gar nicht so häufig auf dem Programm.
Grafik:
Wenn The Legend of Legacy von einer handgezeichnet wirkenden Totale der Stadt Initium auf unsere mit Polygonen modellierten Helden hineinzoomt, erinnert das Rollenspiel von FuRyu fast schon an Bravely Default - allerdings ein ganzes Stück verwaschener. In den Dungeons zeigt das Spiel da schon eher seinen eigenen Stil und präsentiert eine interessante Welt, deren Detailobjekte wie Büsche, Bäume und Steine während eurer Streifzüge im Pop-Up-Buch-Stil ins Bild reinploppen. Das mag total desorientierend klingen, funktioniert in der Praxis aber wunderbar und sieht wirklich hübsch aus.
Sound:
Auch die musikalische Seite des Spiels hinterlässt einen schönen Gesamteindruck. Zwar sind viele Melodien eher ruhig angelegt, um euch bei euren ausufernden Erkundungsausflügen nicht zu stören, doch passen sie immer zur Stimmung des aktuellen Areals. Auch die Kampfmusik ist uns äußerst schnell ans Herz gewachsen und lädt zum Mitsummen ein. Sprachausgabe gibt es in dem Spiel übrigens keine, angesichts der recht überschaubaren Menge an (englischen) Texten ist dies aber auch kein wirklich großes Manko.
Fazit:
Eines muss man FuRyu lassen: Mit The Legend of Legacy hat das Team ein bemerkenswertes Old-School-RPG geschaffen und in Sachen Spielmechanik Experimentierwillen gezeigt. Blöd nur, dass die Rechnung schlussendlich einfach nicht aufgehen möchte. Das Grundgerüst mit den sieben Helden und ihren eigenen Schicksalen ist insofern verschenkt worden, als dass die Rahmenhandlung zur Nebensache degradiert wird und die Figuren selber im eigentlichen Spielverlauf so gut wie gar nicht zu Wort kommen. Da die Charaktere im Kampf praktisch jede Rolle übernehmen können, wirken sie dadurch umso austauschbarer. Vorausgesetzt natürlich, ihr seid gewillt, euch mit der scheinbar willkürlichen Levelmechanik auseinanderzusetzen, der ihr zwar grob die Richtung vorgeben könnt, die schlussendlich aber undurchsichtig und nicht wirklich intuitiv erscheint. Damit verschenkt The Legend of Legacy einfach Unmengen an Potential und ist so eher hartgesottenen Rollenspielfreunden zu empfehlen, die nichts gegen frustige Passagen, gelegentliche Grind-Sessions und einen Fokus auf Erkundungstouren anstelle von denkwürdigen Figuren und Handlungssträngen haben.
Entdeckt lieber andere Orte: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für Planet3DS.de
Vielen Dank an NIS America für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Frustrierend, storymäßig schwach und sehr eigenwillig. Nur für hartgesottene RPG-Freunde! |
STORY:
3.0SPIELWELT:
6.0FAIRNESS:
5.0von 10
Sieben Helden mit eigenen Geschichten… Interessantes Kampfformations-System Ansehnliche Pop-Up-Buch-Welt Gruppe stark anpassbar Schnellspeicherfunktion nimmt etwas Frust |
…auf die kaum Bezug genommen wird Insgesamt flache Handlung Wirrkürlich wirkendes Levelsystem Standard-Kämpfe fühlen sich wie Zeitverschwendung an Recht hohe Gegnerdichte Komplett in Englisch |
Die Demo ist empfehlenswert - ich gebe aber zu Bedenken, dass man diese vielleicht zwei, dreimal Spielen sollte um wirklich in den Titel zu kommen (wenn man das überhaupt tut). Beim ersten Abstecher in die Demo war ich zum Beispiel, wie damals bei den "beinahe Prequels", durch die etwas eigenen Regeln erstmal wieder etwas überfordert.