
Spielname:
Inazuma Eleven
Typ:
3DSWare Spiel
eShop Preis:
17,99 €
Publisher:
Level-5
Developer:
Level-5
Genre:
Rollenspiel
Release:
14.02.2014 (erschienen)
Multiplayer:
1-4 Spieler
Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre
Screenshots:
Inazuma Eleven
Review: Inazuma Eleven
Tjark Michael Wewetzer, 08.03.2014
5029°
Nur zu gerne regen wir uns über die Spiele auf, die in Europa einfach nicht in die Puschen kommen wollen, in Amerika allerdings schon seit einer gefühlten Ewigkeit in den Läden stehen - mit der Einführung des 3DS und der Ländersperre ein umso größeres Ärgernis. Man darf aber nicht vergessen, dass es auch ein paar Fälle gibt, bei denen der Spieß umgedreht wird. Spiele, die wir schon lange vor unseren Kollegen aus den USA genießen durften. Spiele wie Inazuma Eleven, welches wir bereits 2010 auf dem DS kennengelernt haben, das in Nordamerika hingegen erst kürzlich und für den 3DS umgesetzt als eShop-Download veröffentlicht wurde. Und hey, wenn man schon mal den Port in den Staaten raushaut, kann man ihn doch auch in den europäischen eShop stellen, oder nicht? Ob das eine gute Idee war und ob der Anbeginn der Legende von Mark Evans auch heute noch zu überzeugen weiß, klären wir in unserem Test.
Stand up! Stand up! Tachiagari Yo! …Moment
Bevor der begeisterte Fußballer und Torwart Mark Evans sich mit Aliens anlegte und die Weltmeisterschaft in Angriff nahm, war er Teil eines unterirdisch schlechten Fußball-Clubs. Seine Kameraden sind unmotiviert, dem Club droht die Auflösung. All das ändert sich jedoch, als sie von der renommierten Royal Academy zu einem Freundschaftsspiel herausgefordert werden. Langer Rede, kurzer Sinn: Sie verlieren zwar haushoch, schaffen es dank des neuen Austauschschülers Axel Blaze und seinen überragenden Fußball-Künsten zumindest, ein Tor zu erzielen, was wiederum schlagartig das gesamte Team motiviert. Nun trainiert die neue Elf der Raimon Jr. High hart, um beim großen Fußball-Turnier des Landes zu gewinnen: Der Football Soccer Frontier.
Okay, klären wir erst einmal das auffälligste Merkmal der 3DS-Version von Inazuma Eleven: Aus unerfindlichen Gründen fehlt die deutsche Übersetzung des Spiels. Komplett. Ihr könnt es mit französischen, spanischen, italienischen oder englischen Texten spielen, Deutsch ist aber nicht im Kaufpreis inbegriffen. Ferner handelt es sich bei der englischen Version nicht um die britisch-englische, sondern die amerikanische – und die bringt für europäische Serienveteranen einige ungewöhnliche Lokalisierungseigenheiten mit sich. Zu den erfreulichen Dingen gehört dabei noch der Wegfall des deutschen Intro-Songs (obwohl wir persönlich ihn vermissen), der nun im japanischen Original erschallt. Weitaus gewöhnungsbedürftiger sind aber einige Begriffsänderungen wie eben der Titel des großen Turniers: Aus der Football Frontier wird die Soccer Frontier. Auch wenn es löblich ist, dass Level-5 bei der 3DS-Neuveröffentlichung des Titels auch an uns gedacht hat, werden wir das Gefühl nicht los, dieses Mal extrem stiefmütterlich behandelt zu werden.
RPG meets Soccer
Aber genug der Erbsenzählerei, schließlich wollen wir – und vor allem die Neulinge im Inazuma-Lager – wissen, wie das eigentliche Spiel funktioniert. Ganz nach klassischem Rollenspiel-Muster lotsen wir Mark und sein Gefolge durch die Welt und folgen dabei brav den Zielanweisungen auf dem oberen Bildschirm. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, stetig an unserer Mannschaft zu arbeiten. Dazu können wir neue Spieler anheuern, die wir über eine der Club-Managerinnen ausfindig machen und kennenlernen. An speziellen Trainingspunkten können wir dann gezielt die Werte einzelner Spieler erhöhen, was aufgrund der Kleinschrittigkeit leider etwas nervig ausfallen kann. Später lässt sich in einem geheimen Trainingskomplex der Schule gleich das ganze aktive Team in einem zufallsgenerierten Dungeon hochpowern, was zwar wesentlich mehr Zeit und Aufwand in Anspruch nimmt, dafür aber auch bedeutend mehr Spaß macht als die einfache Menüklickerei.
Moment, Dungeons? Ist das nicht eher was für Fantasy-Rollenspiele? Vielleicht, aber es kommt noch besser: Inazuma Eleven hat nämlich auch Zufallskämpfe. Nur versuchen die Jungspunde hier nicht, sich mit Feuerbällen und Tornadoschüssen gegenseitig ins Abseits zu pusten, sondern müssen stattdessen eine vorgegebene Aufgabe erfüllen. Das kann ein einfacher Torschuss oder nur die Ballannahme sein. Leider mangelt es dem Spiel bei den Zufallsbegegnungen an Variantenreichtum und wirklich groß ist die Erfahrungspunkte-Ausbeute auch nicht. Aufgrund dessen können die kurzen Unterbrechungen teilweise schon mal ein wenig nerven.
Ein Sturm fegt über das Fußballfeld
Die Hauptattraktion jedoch ist natürlich das große Rasenschach zwischen zwei Teams mit je elf Mann auf dem Platz. Die Metapher darf man hier übrigens durchaus wörtlicher nehmen als üblich: Inazuma Eleven spielt sich nämlich mehr wie ein Echtzeitstrategiespiel. Ihr dirigiert eure Leute mit einfachen Befehlen über das Feld und versucht, zum gegnerischen Strafraum vorzustoßen. Kommt es dabei zur Konfrontation zweier Spieler oder einem Torschuss, setzt das Rollenspiel-Element wieder ein. Dann nämlich hält das Geschehen an und ihr müsst eine Aktion auswählen. Anfangs seid ihr dabei noch auf Moves gewöhnlicher Erdenmenschen beschränkt, könnt also zum Beispiel nur mit einer saftigen Grätsche den Ball gewinnen oder mit einem Volley das Runde ins Eckige befördern. Schnell lernt euer Team jedoch die ersten Super-Moves, die das Geschehen gründlich auf den Kopf stellen. Da weckt Stürmer Kevin mit dem Dragon Ball Dragon Crash die Macht schuppiger Feuerspeier, während Torwart Mark mit der Himmelshand God Hand jeden noch so harten Schuss hält. Und ihr dachtet, als wir vorhin von Feuerbällen redeten, sei das nur eine weitere Metapher, wie?
Ein Problem des ersten Inazuma Eleven-Teils ist jedoch, dass sich all diese Elemente, die das Spiel so schön machen, erst später richtig entfalten. Der Einstieg fällt äußerst zäh und knifflig aus. Klar, das macht von vornherein klar, dass die Raimon-Elf noch weit davon entfernt ist, irgendwelche Turniere zu gewinnen. In der Einstiegsphase fragt man sich aber trotz hilfreicher Tutorial-Einblendungen, ob man nicht doch irgendwo was verkehrt macht oder falsch verstanden hat. Das frustriert, legt sich aber spätestens, sobald die ersten Spezialaktionen verfügbar gemacht werden.
Steuerung:
Wie bereits angemerkt: Level-5s Fußball-Rollenspiel erinnert dezent an Echtzeitstrategie. Dementsprechend kommt auf dem Platz auch hauptsächlich der Stylus zum Einsatz, mit dem ihr eure Mannschaft herumscheucht. Die Tasten dienen hier lediglich zur Positionierung der Kamera. Abseits der Matches könnt ihr Mark und seine Gang aber natürlich auch ganz klassisch mit dem Circle Pad durch die Gegend scheuchen. Und auch wenn das Touchscreen-Steuerungschema auf der Oberwelt bei weitem nicht schlecht ist: Die Tasten-Variante ist da schlichtweg angenehmer.
Grafik:
Jepp, das hier ist immer noch ein DS-Spiel. Das sieht man auch der 3DS-Version an allen Ecken und Enden an. Die Texturen in den Gebieten sind nicht selten verwaschen, Gebäude und Objekte mehr kastenförmig als hübsch abgerundet. Immerhin können sich die auf dem Fußball-Platz bei jeder Aktion eingestreuten 3D-Animationen sehen lassen – auch wenn davon kurioserweise nicht alle auch den stereoskopischen Tiefeneffekt unterstützen. Kenner der europäischen DS-Version werden hier aber einige Unstimmigkeiten bemerken: Dieses Inazuma Eleven basiert nämlich auf der originalen, japanischen DS-Fassung, während unser Pendant von 2010 auf der Engine von Inazuma Eleven 2 aufgebaut wurde. Die einzigen Unterschiede, die wir dabei festgestellt haben, waren aber hauptsächlich optischer Natur – Mark zum Beispiel erinnert mit seinen Proportionen leicht an eine Wackelkopf-Figur.
Sound:
Alle alten Stücke der Ursprungsfassung sind an Bord, mit dabei einige fiese Ohrwürmer, die wir bereits vermisst haben. Jepp, dass ist derselbe teils lockere, teils aufbrausende Soundtrack, den wir schon damals gemocht haben – abzüglich des deutschen Intro-Songs, wie zuvor bereits erwähnt. Den Platz der deutschen Sprecher nehmen damit natürlich amerikanische Gegenstücke ein, die ihren Job solide erledigen. Leider klingt die Sprachausgabe in den selten eingestreuten Anime-Zwischensequenzen merklich gedämpft – da wurden die Stimmen wohl unglücklich komprimiert. Wer sich angesichts des japanischen Intros auch den passenden O-Ton für den Rest des Spiels erhofft: Sorry Leute, aber den gibt es leider nicht.
Features:
Ihr habt also (mal wieder) nach 15 bis 20 Spielstunden die Regionalmeisterschaft für Raimon entscheiden können. Was gibt’s jetzt noch zu tun? Nun, die üblichen Zusatzherausforderungen gegen stärkere Teams warten noch auf euch. Außerdem könnt ihr eure Truppe in Multiplayer-Gefechte mitnehmen. Diese lassen sich allerdings nach wie vor nur lokal gegen andere Besitzer der 3DS-Version von Inazuma Eleven austragen. Online-Funktionen werden nicht geboten, sogar der Download von Zusatzspielern wurde gestrichen. Dafür, und jetzt haltet euch fest, bietet euch Level-5 ein entscheidendes Extra im Vergleich zum Original an: Ihr könnt bis zu drei Spielstände anlegen! Die 2010er Auflage konnte nur den Fortschritt für eine Person sichern. Ist das was oder ist das was?
Fazit:
Erneut schickt uns Level-5 mit der Raimon-Elf auf den Platz und präsentiert uns zum Abschluss der Evans-Saga noch einmal ihren Anfang. Und um ehrlich zu sein: Trotz aller Defizite macht dieser noch immer Spaß. Die Story hat einen simplen Charme, der an alte Gute-Laune-Action-Animes erinnert. Die hier noch ohne durch Zusatzfeatures wie Weitschüsse und Team-Manöver erweiterten Fußball-Runden wirken simpel und doch unterhaltsam. Nicht zuletzt reizt es uns gen Ende des Spiels nach wie vor, unsere Traum-Elf zusammenzustellen und mit dieser Bonus-Herausforderungen anzugehen. Allerdings ändert das nichts daran, dass der Anfang eher zäh ausfällt und euch nur extrem behutsam an taktische Elemente wie die Super-Moves heranlässt. Ferner wirkt die 3DS-Umsetzung ein klein wenig lieblos. Technisch ist sie auf dem Stand des japanischen DS-Originals und die deutsche Übersetzung – in Text und Ton – fehlt aus unerklärlichen Gründen komplett. Im Zweifelsfall würden wir Fußball-Freunden mit RPG-Affinität daher zur europäischen DS-Version raten, sofern ihr noch an diese herankommt. Wenn ihr diese sogar schon habt, braucht ihr den Download der 3DS-Fassung gar nicht erst in Erwägung zu ziehen. Bietet sich euch diese Option allerdings nicht, tut es notfalls auch die immer noch gute eShop-Version.
Zurück auf dem Rasen: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für Planet3DS.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Das Gebolze macht nach wie vor Laune, die 3DS-Umsetzung wirkt jedoch eher halbgar und lässt dt. Texte vermissen. |
STORY:
7.0SPIELWELT:
7.0TECHNIK:
5.0von 10
Unbeschwerte Story Spannende Fußball-Runden Weitestgehend guter Schwierigkeitsgrad Zahlreiche anwerbbare Spieler… …und erlernbare Spezialtechniken |
Zäher Einstieg Zusätzliches Charakter-Training langwierig Zufallskämpfe nervig Keinerlei Online-Funktionen Technisch schwach Dt. Übersetzung fehlt komplett |