
Spielname:
Virtue's Last Reward
Typ:
3DS-Spiel
Publisher:
Rising Star Games
Developer:
Chunsoft
Genre:
Adventure
Release:
15.03.2013 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 16 Jahre
Screenshots:
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Virtue's Last Reward
Review: Virtue's Last Reward
Deathan, 04.08.2013
10k°
Ich bin noch immer baff. Erschöpft von all den Strapazen, die ich hinter mir habe. Nachdenklich. Schon jetzt vermisse ich einige Menschen, denen ich begegnet bin. Warum? Ich habe soeben Virtue's Last Reward beendet, das bereits am 2. Januar 2013 in digitaler und am 15. März auch in Retail-Form erschien. Ja, wir geben es zu: Dieses Review kommt verspätet! Aber es ist absolut notwendig, dass es überhaupt kommt, denn vielleicht können wir den einen oder anderen von euch noch dazu bewegen, sich diesen Ausnahmetitel anzusehen. Und bitte – tut euch den Gefallen!
Seek a way out!
Ihr erwacht als Protagonist Sigma gemeinsam mit einer euch unbekannten, mysteriösen Frau in einem Fahrstuhl und habt absolut keine Ahnung, was ihr hier sollt oder wie ihr hergekommen seid. Bald schon stellt sich heraus, dass ihr innerhalb des Raumes Rätsel lösen müsst, um zu entkommen – und der Fahrstuhl ist nur der Anfang, denn später werdet ihr noch zahlreiche weitere Räume entdecken, die euch Einiges abverlangen. Ihr müsst nach Hinweisen Ausschau halten, Objekte clever miteinander kombinieren und ab und an auch mal die rauchende Rübe mit einem Getränk eurer Wahl kühlen. Die Kopfnüsse, die euch vorgesetzt werden, sind abwechslungsreich und stets logisch aufgebaut – hier haben die Entwickler hervorragende Arbeit geleistet. Wer mal nicht weiterkommt, kann auch in den Easy Mode schalten und so mehr Hinweise bekommen. Habt ihr alle Rätsel gelöst, erhaltet ihr zwei Passwörter für die Safes, die sich in jedem der Räume befinden. Eines davon dient dem Entkommen, das jeweils andere gewährt euch Zugang zu einer Akte, die weitere Story-Details preisgibt. Womit wir auch schon beim nächsten Hauptelement von Virtue's Last Reward wären: Dem Roman-Part.
Nix für Lese-Faule!
Habt ihr es aus gemeinsam mit der mysteriösen Dame geschafft, aus dem Fahrstuhl zu entkommen, findet ihr euch in einem Lagerhaus wieder und begegnet weiteren sieben Mitstreitern, die ebenfalls eingesperrt waren. Nach kurzer Zeit meldet sich ein Kaninchen (jawohl!) via Videoübertragung, das euch eure Zwangs-Teilnahme am Nonary Game offenbart. Das Tierchen nennt sich Zero und ist eine K.I., die natürlich von einer realen Person mit demselben Namen programmiert wurde. Und die Betonung liegt hier wirklich auf „Zwang“, denn wer nicht mitspielt, stirbt. Ebenso wird derjenige, der die Regeln beugen will, die Hufe hochreißen. Warum seid ihr also hier? Wer sind die anderen Teilnehmer? Ist Zero schlicht ein Sadist, der euch durch einen Spießrutenlauf schickt, bevor er euch umbringt? Um das herauszufinden, solltet ihr Virtue’s Last Reward schon selbst spielen!
Die Roman- und Rätsel-Anteile wechseln sich stets miteinander ab. Ihr werdet also viel zu lesen haben - Lesemuffel und solche, die die englische Sprache nicht wirklich beherrschen, sollten lieber die Finger vom Spiel lassen. Es kann durchaus sein, dass ihr mal eine Stunde am Stück ausschließlich lest, ohne aktiv ins Gameplay eingreifen zu können. Dafür sind die Texte durchweg spannend und die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. Ebenso hat jeder der Protagonisten einen eigenen Hintergrund, der hochinteressant zu entdecken ist. Einige Teile der Story sind auch vertont, allerdings nur japanisch, weil es die dem Vernehmen nach sehr gute englische Synchronisation nicht in die Euro-Version geschafft hat – schade!
Hü oder hott?
Das dritte wesentliche Feature des Spiels sind die Entscheidungen, die ihr zu treffen habt. So könnt ihr euch zum Teil zwischen verschiedenen Räumen entscheiden, die ihr untersuchen möchtet, vor allem aber gibt es am Ende jeder Runde des Nonary Games eine Ambidex-Runde, also eine Abstimmung, in der ihr gegen andere Teilnehmer antretet. Jeder der Protagonisten muss sich entscheiden, ob er sich mit seinem Kontrahenten verbündet oder ihn betrügt – je nachdem wie die Entscheidungen ausfallen, bekommt oder verliert jeder Spieler Punkte. Hat jemand neun Zähler auf der Kante, kann er das Tor mit der Nummer 9 öffnen und aus dem ganzen Wahnsinn verschwinden. Wessen Armband stattdessen eine Null ziert, stirbt. Daraus ergibt sich ein interessantes Spiel um Verrat und Freundschaft, sowie - von höherer Meta-Ebene betrachtet - um Menschlichkeit. Traue ich meinem Gegenüber? Bricht er sein zuvor gegebenes Versprechen, sich mit mir zu verbünden, vielleicht doch? Wie auch immer ihr euch entscheidet, wird die Story einen anderen Verlauf nehmen. Wer alles sehen will, wird um die 35 Stunden Spielzeit investieren müssen – ein mehr als ordentlicher Umfang.
Dabei hilft euch das integrierte Flow-Diagramm, durch das ihr zu beliebigen bereits besuchten Punkten der Story springen könnt. Wollt ihr beispielsweise wissen, wie das Spiel ausgeht, wenn ihr jemanden betrügt, anstatt wie zuvor euch mit ihm verbündet, springt einfach zur entsprechenden Ambidex-Runde und wählt die andere Option, woraufhin sich ein anderer Storyverlauf ausbreitet. So könnt ihr ohne weiteres den Überblick behalten, was ihr bereits gesehen habt und was nicht. Das werdet ihr auch brauchen, denn jeder der Charaktere hat sein eigenes Finale und dazu kommen noch weniger bedeutende Enden, sowie das eine oder andere versteckte. Insgesamt gibt es also satte 22 Möglichkeiten, das Spiel abzuschließen! Ebenso ist das ein riesiger Fortschritt im Gegensatz zum Vorgänger 9 Hours, 9 Persons, 9 Doors, wo man ein solches Diagramm schmerzlich vermisst hat.
Übrigens: Besagten ersten Teil der Zero Escape-Saga solltet ihr tatsächlich vorher spielen, denn in Virtue's Last Reward gibt es so einige Spoiler darauf. Ebenso werdet ihr Teile des Spiels mit Kenntnis des Vorgängers besser verstehen können. Ein weiterer Hinweis sei euch noch an die Hand gegeben: Speichert möglichst nicht ab, während ihr in den Rätselräumen zugange seid, da sonst ein bekannter Bug eurer Savegame zerstören könnte. Ich habe das erst später erfahren und glücklicherweise ist nichts dergleichen bei mir passiert, aber man weiß ja nie…
Steuerung:
Idealerweise kontrolliert ihr das Spiel mit dem Stylus. So könnt ihr Objekte an- und Texte weiterklicken, euch durchs Inventar hangeln und habt damit auch sonst das komplette Handwerkszeug, um im Spiel zu bestehen. Alternativ kann auch mittels Circle Pad der Cursor bewegt und mit A etwas angeklickt werden, was selbstverständlich nicht halb so komfortabel ist, wie etwas direkt anzuklicken. Auch die Kamera kann durch einfaches Wischen mit dem Stylus gesteuert werden. Erblickt ihr ein interessantes Objekt und klickt es an, springt das Spiel in den Zoom-Modus und ihr könnt es euch detailliert ansehen bzw. damit interagieren. Allerdings gibt es auch ein paar nützliche Tasten-Shortcuts, die durchaus komfortabel sind. Mittels Steuerkreuz können beispielsweise bestimmte Bereiche des Archivs aufgerufen werden, in denen ihr gesammelte Dokumente, bereits entdeckte Passwörter u.a. ablegt. Am unteren Bildschirmrand wird eine Leiste angezeigt, durch die ihr bequem euer Flow-Diagramm und andere Menüs aufrufen könnt. Ebenso gibt es eine Fast Forward-Funktion für Texte, die ihr bereits gelesen habt. Sie kann wahlweise über besagtes Menü am unteren Bildschirmrand oder mit Y aktiviert werden. Besonders praktisch: Ihr müsst dabei keine Angst haben, dass ihr etwas verpasst, denn sobald neue Textabschnitte erscheinen, die ihr zuvor noch nicht erblickt habt, deaktiviert sich die Funktion automatisch. Von Zeit zu Zeit gibt es noch Rätsel, in denen ihr den 3DS neigen müsst, wobei alternativ aber auch das Steuerkreuz genutzt werden darf.
Grafik:
Aus technischer Sicht gibt es nichts zu meckern, denn das Spiel sieht mit seinen vorgerenderten Hintergründen recht gut aus. Das Ganze ist auch nicht so statisch, wie man das vielleicht von Visual Novels dieser Art gewohnt ist, denn es gibt immer wieder Animationen an Charakteren und der Spielwelt zu sehen. Leider wiederholen sich diese Animationen viel zu oft. Ein Grafik-Hammer sieht anders aus, alles in allem ist Virtue’s Last Reward in diesem Punkt aber solide. Dafür trumpft das Spiel mit der bedrückenden Atmosphäre auf, die durch die hervorragend designten Räume aufkommt.
Sound:
Auch die musikalische Kulisse trägt hervorragend zur Stimmung bei. Sie passt mit ihren treibenden Elektrobeats sehr gut zum Geschehen, sorgt aber auch für die eine oder andere Überraschung, wenn zum Beispiel inmitten der fast schon sterilen Klänge plötzlich eine Hammond-Orgel ertönt. Auch ruhige Stücke gehören zum Inventar der musikalischen Untermalung und diese setzen immer punktgenau ein. Lediglich einige Geräusche des DS-Vorgängers wurden recycelt, was zum Teil recht unschön klingt.
Fazit:
Wenn ihr wieder mal etwas spielen wollt, bei dem ihr euch komplett in Charaktere und Story vertiefen möchtet, dann schlagt unbedingt zu und holt euch Virtue's Last Reward. Hier wird eine bewegende Geschichte - nicht nur über Menschlichkeit - erzählt, die ihr mit diesem Tiefgang und solcher Detailverliebtheit nirgendwo anders finden werdet. Dazu kommen clever designte Rätsel, bei denen eure Gehirnwindungen ordentlich zu tun haben werden. Lediglich das Fehlen der englischen Tonspur ist ärgerlich. Wer also kein absoluter Lesemuffel ist und die englische Sprache halbwegs beherrscht, kann (und sollte) sich das Spiel ansehen, denn das hier ist ganz großes Kino!
Hat trotzdem keine Lust, selbst am Nonary Game teilzunehmen: Stefan Thiermann [Deathan] für Planet3DS.de
Ein Must-Have für jeden, der auch nur ansatzweise etwas mit Visual Novels anfangen kann! |
STORY:
9.0RÄTSEL:
9.0ATMOSPHÄRE:
10von 10
Mitreißende Story mit Tiefgang Meist gute Soundkulisse… Interessante Charaktere Genial designte Rätsel Großer Umfang 22 Enden |
Englische Vertonung fehlt …aber teils recycelte Geräusche Animationen wiederholen sich zu oft Savegame-Bug |
- Durchwachsenes 3D:
Die 3D Modelle der Figuren liegen einfach nur über dem Hintergrund, weshalb das 3D vom Hintergrund in wenigen Szenen nichzu den Figuren im Vordergrund passt -> Die Figuren wirken "in den Hintergrund eingedrückt".
- Grafikfehler:
In einigen Räumen kann es vorkommen, dass man plötzlich einzelne, weiße Pixel im Bild hat. Sieht aus wie ein toter Pixel, ist aber nur im Spiel.
Ansonsten ist das "Spiel" natürlich noch immer ganz nett, aber ich empfehlen eindeutig den ersten Teil. 22 Enden? Ich kann noch immer nicht genau sagen wie man auf die Zahl kommen soll - und ich habe das Ding echt sogar mit allen Extras durch. Die "To be Continued"-Enden sind für mich einfach kein Ende und genau der Teil nervt am Spiel. Im ersten Ableger gibt es imme rnur abgeschlossene Enden. Zwar wiederholen sich einige Enden recht schnell, aber jeder Durchlauf ist eine abgeschlossene Geschichte. Hier hingegen kann es sein, dass man ein "TBC" bekommt und dann 5 Stunden an dem Strang nicht weiterspielen kann.
Es soll ja irgendwie zur Geschichte gehören, aber es fühlt sich mMn nicht so rund an wie der Erstling. Schade...
Wobei ich persönlich dann immer noch "nur" 20 Enden zähle. Aber das liegt wohl daran, dass vom Entwickler und den Publishern wohl einfach sämtliche End-Icons (also die Charakter-Bilder und die Bad Ends im Verlaufsdiagramm) gezählt wurden. Dann kommt man nämlich auf 22.
@tunitu: Der kommt erst jetzt, weil sich kürzlich jemand in der Redaktion fand, der sich die 3DS-Version anstelle der Vita-Version geholt hat. ;)
Mir ist eine japanische Sprachausgabe sogar lieber als eine deutsche. Da ich sicher nicht der einzige bin, der eine japanische einer englischen vorzieht, sollte sie IMMER mit auf dem Modul sein, heutzutage sollte auch problemlos möglich sein, auch die japanischen Bildschirmtexte mit drauf zu packen, was beides bei der Demo von RE Revelations der Fall ist.
Für die "Lesefaulen" habe ich übrigens ein "Let's Play" gemacht, vielleicht will ja mal jemand reinschauen: https://www.youtube.com/watch?v=9gH0Ql0TPZI :)