
Spielname:
Samurai Warriors Chronicles 3
Typ:
3DSWare Spiel
eShop Preis:
39,99 €
Publisher:
Koei Tecmo
Developer:
Omega-Force
Genre:
Action
Release:
26.06.2015 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
Screenshots:
Samurai Warriors Chronicles 3
Review: Samurai Warriors Chronicles 3
Tjark Michael Wewetzer, 06.07.2015
4649°
Lang ist's her, dass wir auf dem 3DS als Ein-Mann-Armee historische Schlachtfelder leerfegen durften – genauer gesagt ist uns das seit dem Launch des Systems nicht mehr möglich gemacht worden, hat doch keiner der anderen Dynasty Warriors- und Samurai Warriors-Ableger für Nintendos Handheld seinen Weg in unsere Gefilde gefunden. 2015 ändert sich dies jedoch: Nicht nur ist eine Mobilumsetzung von Hyrule Warriors für Anfang 2016 angekündigt worden, seit geraumer Zeit ist zudem Samurai Warriors Chronicles 3 im europäischen eShop verfügbar. Ob das Spiel einen großen Fortschritt zu dem im Nachhinein betrachtet doch eher mäßigen 3DS-Erstlingswerk darstellt oder die Reihe schlichtweg nicht für die Plattform geschaffen ist, klären wir in unserem Test.
Die Legende der streitenden Reiche – Leicht gekürzt
Der Story-Modus von Samurai Warriors Chronicles 3 führt euch durch das Japan des 16. und 17. Jahrhunderts. Als eigener Kämpfer, den ihr in einem innerhalb gewisser Grenzen relativ flexiblen Editor selbst zusammenbauen könnt, verfolgt ihr die (leider nur in englischer Sprache lesbare) Geschichte der streitenden Reiche und nehmt an zahlreichen historischen Gefechten teil. Zu Beginn etwa begleitet ihr den in der heutigen Popkultur als Dämon stilisierten Nobunaga Oda, der Japan mit Gewalt und ohne Rücksicht auf Verluste einen will, und trefft dabei auf viele andere bekannte Feldherren und Kämpfer der japanischen Geschichte. Ihr könnt euch sogar mit praktisch allen anfreunden. Gelegentlich bietet euch das Spiel nämlich zwei Antwortmöglichkeiten, von denen die passende den Freundschaftsgrad mit bestimmten Offizieren stärkt – alternativ ladet ihr die Meute einfach auf eine Runde Tee ein. Auf die Kampf-Performance hat dies zwar keine Wirkung, allerdings schaltet ihr durch diese Bande Zusatzszenarien frei, die alternative Geschichtsverläufe beschreiben. Was wäre beispielsweise geschehen, wenn der schrullige Ballspiel-Verrückte Imagawa Yoshimoto den Angriff Nobunagas überlebt hätte und nun unter dem Banner seines Lieblingsspiels das Land zu einen versucht? Eines ist hier jedenfalls sicher: An Umfang mangelt es Samurai Warriors Chornicles 3 nicht.
Ihr klickt euch aber selbstredend nicht nur durch zahlreiche Dialoge – sonst wäre das hier ja kein Warriors-Spiel – sondern dürft in gesunder Regelmäßigkeit auch eigenhändig aktiv werden und das Schwert schwingen. Zu Beginn einer jeden Schlacht könnt ihr auf einer Übersichtskarte die Ausgangssituation erfassen und eure Truppe ausrüsten – bis zu vier Feldherren unterstehen dabei eurem direkten Kommando. Habt ihr alle Vorbereitungen getroffen, geht es direkt auf das Feld der Ehre, wo ihr mit simplen Tastenkombinationen gerne mal zwanzig bis dreißig Feinde vom Bild fegen könnt. Das geht hier insbesondere durch die neuen Hyper Attacks noch einfacher von der Hand. Auf Knopfdruck entfesselt ihr einen schnellen Angriff, der gleich mehrere Fußsoldaten erfasst und durch die Luft wirbelt. Lediglich feindliche Offiziere oder Einheiten mit gestärkter Moral – mehr zu diesem System später – lassen sich nicht so leicht aus den Latschen hauen. Diese müssen mit gewohnten, etwas langsameren Kombos überwältigt werden. Insgesamt fällt das Spieltempo dennoch deutlich höher aus als es noch beim ersten Chronicles der Fall war. Ein erfreulicher Schritt vorwärts!
Eure Charaktere verfügen zudem über einige Tricks in ihrem Repertoire. So könnt ihr über die rechte Schultertaste einen einheitenspezifischen Special Move auslösen, der sich etwa in Form einer vorübergehenden Verstärkung oder eines besonderen Angriffs zeigt. Ist eure purpurrote Musou-Anzeige ausreichend gefüllt, lässt sich zudem auf Knopfdruck eine äußerst mächtige Attacke entfesseln, die gerade im Zweikampf mit gegnerischen Feldherren Wunder wirken kann. Ferner baut ihr durch stetige Kombos eure Spirit-Leiste auf, mit der ihr entweder Abwehrhaltungen brechen oder – vorausgesetzt, die fünf Kampfgeist-Ladungen sind gefüllt – euch in den Wut-Modus versetzen könnt, mit dem ihr noch eine Schippe mächtiger austeilt. Und als wäre das noch nicht genug, dürft ihr per Touchbefehl praktisch jederzeit zwischen den zu Schlachtbeginn festgelegten vier Generälen unter eurer Befehlsgewalt hin- und herwechseln sowie sogenannte Kriegskünste aktivieren, die euch je nach Charakter weiter stärken können.
Ein wahrer Krieger muss Multitasking beherrschen
Die Fülle an Spielmechaniken klingt so zusammengefasst fast schon überwältigend, ist aber zum einen sehr eingängig und zum anderen bitter nötig. Damit ihr nicht einfach blindlings durch die Areale rennt und frei alles umhaut, was euch schief anguckt, versorgt euch Samurai Warriors beinahe im Dauertakt mit Mini-Missionen. Hier wollen bestimmte Offiziere erledigt werden, da versuchen zwei feindliche Einheiten, sich zu verbünden, an anderer Stelle möchte ein von der K.I. gesteuerter Helfer eskortiert werden und all das womöglich auch noch gleichzeitig. Gerade in späteren Gefechten ist schwierig, bei all den Zusatzaufträgen den Überblick zu behalten, das Gameplay wird fast schon unangenehm hektisch. Da ist es wichtig, eure inaktiven Kämpfer vorsorgehalber über die Touchscreen-Karte an Schlüsselpositionen zu beordern und zu entscheiden, welche Aufträge schneller erledigt werden müssen als andere. Sie zu ignorieren endet nicht selten unschön. In einigen Fällen geht euch vielleicht nur zusätzliche Beute durch die Lappen, andere sorgen für einen mächtigen Moralschub beim Gegner oder gar gleich die Komplettniederlage.
Und da liegt auch eines der großen Probleme von Samurai Warriors Chronicles 3: Das leicht undurchsichtige Moralsystem. Auf der Karte sind diverse Bereiche in bis zu zwei Rottönen markiert – blassrot für leicht erhöhte Feindmoral, tiefrot für starke. Sämtliche Gegner in diesen Bereichen sind teils massiv gestärkt, was sich im Prinzip hauptsächlich auf ihre Trefferpunkte auswirkt. Soll heißen: Es dauert schlichtweg länger, bis ihr sie vom Bildschirm putzt, wirklich schwieriger werden die Kämpfe dadurch aber nicht. Während ihr in Samurai Warriors 4 für die PlayStation-Konsolen die Moral dadurch reduzieren könnt, dass ihr Flaggenträger umhaut, müsst ihr in Chroncles 3 hoffen, dass die von euch besiegten Offiziere oder erledigten Missionen jetzt gerade hier den gegnerischen Kampfgeist schwächen. Das macht es weitaus schwieriger, Schlachten ordentlich zu planen, und zieht zudem einige der Mini-Aufträge unnötig in die Länge, wenn diese euch natürlich mitten in feindliches Territorium schicken.
Zudem ist der Schwierigkeitsgrad allgemein unausgegoren. Dadurch, dass ihr euren eigenen Charakter bei jeder Story-Mission dabei habt, steigt dieser natürlich auch stetig im Level. Eure Mitkämpfer genießen diesen Luxus zu Anfang jedoch nicht, weswegen es im späteren Spielverlauf durchaus zu Situationen kommen kann, in denen eurer Level-35-Recke an der Seite von Level-10-Frischlingen in einem schwierigen Gefecht bestehen muss. Kombiniert man das mit dem bereits erwähnten hektischen Spielablauf, plustert das den Härtegrad auf unschöne, künstliche Weise auf. Es gibt glücklicherweise eine Trainings-Einrichtung, in die ihr inaktive Helden einweisen könnt, damit sie einen Bruchteil eurer in der Schlacht gesammelten Erfahrung erhalten, doch erlaubt diese nur die Ausbildung von bis zu vier Einheiten gleichzeitig und das Interface ist zudem so umständlich, dass ihr lieber manuell ein paar Gefechte wiederholt als euch hier in den Wahnsinn zu klicken. Auch könnt ihr natürlich eure Waffen aufrüsten, nur geschieht auch das hauptsächlich über nach den Kämpfen direkt an aktive Mitstreiter verteilte Beute oder über einen Schmied, für den ihr wiederum erst einmal einen ganzen Sack Geld heranschaffen müsst. Alternativ könnt ihr im Herausforderungsmodus, der euch innerhalb eines Zeitlimits mit Mini-Missionen überflutet und auf Highscores ausgelegt ist, genügend Belohnungspunkte ansammeln, um so äußerst starke Waffen für eure Recken freizuschalten, das bedarf aber ebenfalls einiges an Geduld und Grindwillen. Und anders als bei den Heimkonsolen-Warriors-Spielen könnt ihr euch nicht einmal einen menschlichen Gefährten als Unterstützung heranholen - Samurai Warriors Chronicles 3 ist ein reines Einzelspielevergnügen.
Steuerung:
In unserer Beschreibung der Spielmechaniken klingt die Handhabung eurer Krieger ganz schön komplex, sie fällt jedoch serientypisch natürlich äußerst simpel aus. Mit Y verkettet ihr normale Angriffe, die ihr mit starken X-Tasten-Moves beenden könnt, das alleinige Hämmern auf X entfesselt die neuen Hyper Attacks – Button-Masher werden sich also praktisch sofort wie zuhause fühlen. Simple Touch-Kommandos gewähren euch zudem Zugriff auf eure vier Generäle, Kriegskünste und Marschbefehle, mit dem Steuerkreuz wird euer Schlachtross herbeigerufen. Als etwas kniffliger erweist sich jedoch die Kamera-Steuerung: Den Blickwinkel könnt ihr per L-Taste hinter eurem Helden zentrieren, da diese aber auch zum Blocken dient, ist der Einsatz beim schnellen Marsch zu Pferde etwa äußerst unpraktisch. Bei Zweikämpfen mit gegnerischen Offizieren könnt ihr immerhin per Touch-Befehl eine Zielerfassung einschalten, wir empfehlen euch aber nichtsdestoweniger, entweder auf einem New 3DS oder zumindest mit einem Circle Pad Pro zu spielen. Die zweite Analogeinheit hilft ungemein im Schlachtengetümmel und die zwei zusätzlichen Schultertasten können zudem als alternative Aktivierungstasten für Kriegskünste und eure Truppenkommandos genutzt werden.
Grafik:
Hui, das sind ja doch ganz schön viele Gegner auf dem Bildschirm! Ehrlich gesagt hatten wir nicht gedacht, dass der 3DS das packt, und uns auf eine Performance eingestellt, die Warriors Orochi 3 Ultimate auf der Vita gleicht. Samurai Warriors Chronicles 3 läuft ungemein besser, was besonders den Hyper Attacks zugute kommt. Dennoch ist das Spiel hardwarebedingt nicht frei von Fehlern: So sehen die Umgebungen und vor allem die generischen Fußsoldaten nicht unbedingt atemberaubend aus und die Bildrate knickt gelegentlich auch ein – das fällt gerade bei aktivem 3D-Tiefeneffekt häufig auf. Auch fehlen im Vergleich zum Vita-Gegenstück von Chronicles 3 einige Kameraschwenks bei den Musou-Attacken, wahrscheinlich um nicht unnötig viel Aufmerksamkeit auf die weniger detaillierten Charaktermodelle zu ziehen. Immerhin sehen diese während der zahlreichen Dialogsequenzen ungemein hübscher aus, nur fallen da wiederum die sich ständig wiederholenden Bewegungsanimationen und die extrem verwaschenen Hintergründe unschön auf.
Sound:
Diese Kategorie lässt sich im Prinzip ganz leicht mit „Serienstandard“ zusammenfassen. Treibende Melodien im altjapanischen Stil sorgen dafür, dass ihr euch im Gefecht wohlfühlt, während die stetig plappernden Offiziere euch auf Japanisch mit englischen Untertiteln über den aktuellen Stand der Schlacht auf dem Laufenden halten. Eine englische Tonspur wäre als Option zwar wünschenswert gewesen, da es im Eifer des Gefechts schon schwierig ist, da viele Dinge trotzdem selbsterklärend sind, fällt das Manko nicht so sehr ins Gewicht.
Fazit:
Auf der einen Seite ist Samurai Warriors Chronicles 3 deutlich besser geworden, als wir zunächst erwartet haben. Da sich das Spiel an Samurai Warriors 4 orientiert und von dort auch Spielmechaniken und Charaktere übernimmt, mangelt es hier nicht an Umfang und das Tempo der Schlachten ist auch ein gutes Stück angenehmer als noch beim 3DS-Erstlingswerk. Leider machen sich recht schnell einige gravierende Schwächen bemerkbar. So ist das Spielgeschehen fast schon ein wenig zu schnell und verkommt zum hektischen Chaos, da ihr im Dauerfeuer mit Mini-Missionen unter Beschuss genommen werdet. Diese sind mitunter die einzige Möglichkeit, die gegnerische Moral zu schwächen, andernfalls ziehen sich die Gefechte durch die viel zu HP-starken Feinde unnötig in die Länge. Außerdem ist der Schwierigkeitsgrad, wenn auch schon auf normaler Stufe ein gutes Stück fordernder als gewisse andere Serienableger, aus diesen Gründen komplett unausbalanciert, zumal euer eigener Charakter deutlich mehr Gelegenheiten zum Aufleveln hat als der Rest der über 50 Feldherren. Nichtsdestotrotz macht das Hack 'n' Slash im alten Japan noch immer Spaß, die Geschichte ist äußerst gut aufgezogen und die Spielstile der verfügbaren Figuren unterscheiden sich teils doch schon recht deutlich voneinander, was für ein bisschen Abwechslung in dem an und für sich sehr simplen Button Masher sorgt. Wenn ihr Fan der Warriors-Spiele seid und euch weder an den genannten Schwachpunkten noch an dem nach wie vor gelegentlich eintönigem Gameplay stört, könnt ihr ruhig einen Blick riskieren. Trotz aller Kritik ist Chronicles 3 nämlich die nächstbeste Alternative zu Samurai Warriors 4, die man als 3DS-Besitzer haben kann.
Auf Du und Du mit Ujiyasu Hojo: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für Planet3DS.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Besseres Schlachtengetümmel als erwartet, das sich aber dennoch unnötig zieht und etwas unausbalanciert wirkt. |
SCHWIERIGKEIT:
6.0TECHNIK:
6.0ABWECHSLUNG:
6.0von 10
Umfangreicher Story-Modus Viele Alternativ- und Nebenhandlungen Über 50 teils spürbar unterschiedliche Charaktere Hohes Tempo Reichlich Gegner auf dem Bildschirm |
Undurchsichtige Moral-Mechanik streckt Kämpfe Sprunghafter Schwierigkeitsgrad Fast schon zu hektisch Hübsch geht anders Kamera-Steuerung ohne C-Stick/CPP unangenehm Kein Koop-Modus Keine deutschen Texte |