
Spielname:
Culdcept Revolt
Typ:
3DS-Spiel
Publisher:
NIS America
Developer:
Omiya Soft
Genre:
Sonstiges
Release:
06.10.2017 (erschienen)
Multiplayer:
1-4 Spieler, auch online
Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre
Screenshots:
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Culdcept Revolt
Review: Culdcept Revolt
Tjark Michael Wewetzer, 07.10.2017
4900°
Es ist Zeit für ein Duell ums große… Geld? Naja, fast. Culdcept Revolt füllt nämlich gleich zwei Nischen zugleich: Die der digitalen Sammelkartenspiele und die der virtuellen Brettspielumsetzungen – auch wenn es für letztere Kategorie höchstens eine geistige und keine direkte Vorlage gab. Das kann durchaus funktionieren und sorgte bei uns bereits im ersten Anspielen für einiges an Freude. Jetzt zum Release des Spiels stellt sich jedoch unweigerlich die Frage: Wie sieht es auf Dauer aus? Eine Angelegenheit, der wir in unserem Test auf den Grund gehen möchten.
Ein Cepter lebt gefährlich
Da sich Culdcept Revolt mit seinen Kartenkreaturen bereits eines Fantasy-Settings bedient, wäre es doch hochgradige Verschwendung, dieses nicht für einen umfangreichen Story-Modus zu nutzen! Den gibt es auch in Form einer mehrteiligen Kampagne, bei der ihr euch durch ein recht überschaubares Quest-Menü klickt und so Haupt- sowie Nebenhandlungen folgt. Die Geschichte um einen tyrannischen Grafen, der die Todesstrafe für als Cepter bekannte Magier verhängt hat und diese nun bis zum bitteren Ende jagt, wird dabei stets in kompakten Dialogsequenzen erzählt. Ihr selbst fallt als von Amnesie geplagter Jüngling in diesen Konflikt und werdet von einer Rebellengruppe namens Free Bats angeworben, die gegen den Grafen vorgeht. Dass dies alles andere als einfach ist, versteht sich von selbst – gerade weil euer Protagonist zunächst einmal überhaupt kein Interesse daran hat, seinen Kopf für irgendwelche dahergelaufenen Möchtegern-Gerechtigkeitskämpfer in die Schlinge zu legen. Von der Geschichte und dem eigentlichen Spiel drumherum habt ihr übrigens nur etwas, wenn ihr der englischen Sprache mächtig seid. Auf eine deutsche Lokalisierung wurde leider verzichtet.
Über kurz oder lang wird euch der Handlungsverlauf immer wieder in Gefechte verwickeln, die nicht im direkten Nahkampf, sondern in Form einer kleinen Brettspielpartie ausgetragen werden. Das dazugehörige Regelwerk wird euch innerhalb der ersten paar Story-Kapitel schrittweise nähergebracht – löblich, wo das Meer an Möglichkeiten doch zunächst einmal überwältigend erscheint und man das Spiel nur schwer auf intuitive Weise erlernen kann. Im Prinzip geht es bei jeder Partie darum, einen bestimmten Magiewert zu erreichen und anschließend eines der auf dem Spielbrett verteilten Tore zu passieren. Dies ist natürlich einfacher gesagt als getan, schließlich verfolgen eure Mitbewerber dasselbe Ziel. Wie man nun das Mana sammelt? Durch Gebietseroberung! Jedes Brett zeichnet sich nämlich auch durch eine Vielzahl von mit Elementen geprägten Feldern aus, die ihr mit euren Kreaturenkarten besetzen könnt. Durch das Erobern mehrerer Quadrate des selben Elements oder einer kleinen Magiespritze für eigene Felder lassen sich zudem deren Werte erhöhen. Das hat zweierlei Vorteile: Einerseits speist dies natürlich euren Gesamt-Magiewert, den ihr zum Sieg benötigt. Andererseits kassiert ihr so einen kleinen Wegzoll von jedem Spieler, der das Unglück hat, auf eurem Grundstück zu landen.
Mehr als Häuserbau mit Fantasy-Elementen
Klingt so weit ziemlich stark nach dem altbekannten Brettspielklassiker Monopoly, doch die Kreaturen und weitere Inhalte eures Cepter-Decks machen den Unterschied aus. Ihr könnt natürlich den Wegzoll kampflos zahlen, doch es besteht ebenso die Möglichkeit, dass ihr dem Inhaber sein Territorium streitig macht. Dazu beschwört ihr gegen einen gewissen Obulus ein eigenes Monster und lasst dies in einem kurzen Kampf gegen den Verteidiger antreten. Schlagt ihr ihn K.O., gehört das Landgut euch. Andernfalls bleiben – sofern Karteneffekte und Geländeboni nichts anderes diktieren – zumindest die verursachten Schäden bestehen. Als weiteres Zünglein an der Waage dienen hierbei auch eine Vielzahl an Ausrüstungs- und Angriffs-Karten, mit denen ihr die Kampfkraft eurer Kreatur modifizieren könnt. Natürlich will dabei stets das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge behalten werden. Immerhin bezahlt ihr die Aufrufungen aus eurem Mana-Taschengeld, auch wenn dies separat vom Gesamt-Magiewert gezählt wird. Reichlich Möglichkeiten also, dem Gegner ein Schnippchen zu schlagen! Und dabei sind wir noch gar nicht auf die Feldzauber zu sprechen gekommen, mit denen ihr etwa Würfelergebnisse manipulieren oder Statuszauber auf bestehende Kreaturen wirken könnt.
Da die Teilnehmer, die entweder alle für sich spielen oder in Zweier-Teams gegeneinander antreten, jedoch zunächst einmal ihre Felder sichern müssen, zieht sich die Anfangsphase einer jeden Culdcept-Partie erst einmal. Zweistellige Wegzoll-Kleinbeträge bringen nun mal nicht viel, wenn ein Gesamtwert von 8000 Mana gefordert ist! Sobald dann jedoch erst einmal ein Großteil des Bretts unter Dach und Fach ist und die Spieler ihre Besitztümer aufgerüstet haben, geht eine wirklich spannende Monsterschlacht los. Man hofft auf sein Würfelglück, hilft gegebenenfalls mit der richtigen Karte ein klein wenig nach und überlegt, wie man seinen Kontrahenten am besten ein Bein stellen kann. So muss das sein! Besonders Multiplayer-Partien können so spannend werden, zumal diese auch online möglich sind. Begrenzungen bei der Zugzahl sorgen zudem dafür, dass sich eine Partie nicht unsäglich lange hinzieht, nur weil sich zwei Teilnehmer ständig gegenseitig die Magievorräte aus der Tasche ziehen. Und damit inaktiven Spielern online nicht langweilig wird, bietet Culdcept Revolt sogar Chat-Möglichkeiten – unter 3DS-Freunden inklusive Sprachchat, den wir jedoch mangels Mitspieler nicht in der Praxis testen konnten. Sollten im Online-Spiel übrigens Mitspieler ausfallen, springt eine KI für sie ein. Seid ihr alleine im Raum, lässt sich die Partie zudem problemlos abbrechen und ein neuer Versuch starten. Löblich, an was alles gedacht wurde!
Ganz wichtig für den Erfolg ist natürlich auch der Aufbau eurer Kartendecks. Exakt 50 Karten müssen sich darin befinden, die euch dann rundenweise in die virtuelle Hand gelegt werden. An Sammelkarten zur Auswahl für euer Deck mangelt es jedenfalls nicht: Über 400 verschiedene Kreaturen, Rüstungsobjekte und Zauber birgt das Spiel. Damit lassen sich allerlei unterschiedliche Strategien austüfteln, da zudem auch jedes Kreaturen-Element andere Kernschwerpunkte mit sich bringt. So sind Monster des Feuer-Elements eher auf Angriffskraft fokussiert, während grüne Erd-Karten sich besser zur Verteidigung eignen. Leider erweits sich das Menü zum Deckaufbau als äußerst gewöhnungsbedürftig. Die Filteroptionen und Auswahlmöglichkeiten im Menü ergeben durchaus Sinn, wenn man sich mal reingefuchst hat, nur klickt man sich bis zu diesem Punkt erst einmal ein wenig wirr durch.
Steuerung:
Stichwort Klickerei: Das bleibt auch leider nicht das einzige kleine Handhabungs-Manko. So sind zwar alle für den regulären Spielablauf wichtigen Funktionen während der eigentlichen Brettspielphase recht schnell erreichbar und logisch strukturiert, manche hilfreichen Elemente sind jedoch etwas verschachtelt. Wollen wir etwa vor dem Ausspielen einer Zauberkarte auf dem Spielfeld überprüfen, welche der stationierten Monster sich am besten als Ziel eignen, müssen wir erst umständlich in die generellen Schlachtfeld-Optionen wechseln, uns dort durch zwei weitere Untermenüs klicken und können dann erst das Brett zur Kontrolle überblicken. Wenn man ordentlich taktieren möchte, fällt dieses Defizit schon negativ auf. Von solchen Spezialfällen abgesehen funktioniert die Menüführung allerdings weitestgehend gut.
Grafik:
Oh hey, ein Spiel, das mal wieder etwas deutlicher vom 3D-Tiefeneffekt des 3DS Gebrauch macht! Zwar sind die Modelle insgesamt eher simpel und flach gehalten – es laufen hier eben 2D-Sprites mit flachen Karten herum – doch dafür zischen die Kreaturenbilder effektvoll über das Bild und greifen sich gegenseitig mit simplen aber netten Animationen an. Für ein Spiel dieser Art ist die Optik auf jeden Fall ausreichend und die Charakter-Sprites auf dem Brett wirken zumindest recht anständig animiert – wenngleich dies primär in den Dialogsequenzen zu tragen kommt.
Sound:
Da eine durchschnittliche Culdcept-Partie etwas dauern kann, muss die Musik stimmen. Auswahl gibt es jedenfalls, nur leider lässt sich die Melodie nicht mitten im Schlachtverlauf ändern. Schade, denn so gut komponiert sie auch sind, manche Stücke gehen in der Dauerschleife irgendwann ein wenig auf die Nerven. Trotz ausschweifender Dialoge im Story-Modus gibt es übrigens keine vertonten Gespräche. Stattdessen bietet Culdcept Revolt einen simplen Ansager für den Brettspielverlauf und Kartenbeschwörungen.
Fazit:
Eins ist sicher: Culdcept Revolt ist definitiv mal was anderes! Die Mischung aus Monopoly-mäßigem Brettspiel und Sammelkarten-Elementen macht auf jeden Fall Laune, wenn sie erst einmal ins Rollen kommt. Zwar dauert dies je nach Spielbrett immer ein wenig, doch sobald alle Teilnehmer ausreichend Kreaturen platziert und aufgerüstet haben, geht es ans große Taktieren. Dann werden Zugmanipulationszauber und andere Tricks wichtig, um die Oberhand zu behalten. Der Story-Modus und die optionalen Spielhilfen sorgen dafür, dass sich Einsteiger gut in die Welt von Culdcept eingeführt fühlen, während der Titel im Multiplayer schlussendlich brilliert. Alles eitel Sonnenschein also? Leider nicht ganz. Die angeführte Anlaufphase kann nun mal etwas einschläfernd wirken und manche Menüelemente, wie beispielsweise die Funktion zum genauen Überblicken des Spielbretts, sind etwas ungünstig verschachtelt. Außerdem ist das Deckbau-Menü definitiv Gewöhnungssache und von der Rahmenhandlung solltet ihr nicht zu viel erwarten. Wer jedoch nach einem erfrischenden Multiplayer-Erlebnis sucht und idealerweise ein paar Freunde mit eigenem Exemplar des Spiels hat, der sollte sich Culdcept, trotz seiner kleinen Probleme, definitiv mal näher anschauen.
Hat nichts in seinem Ärmel: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für Planet3DS.de
Vielen Dank an NIS America für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Ein erfrischend anderes Brettspiel mit Sammelkarten-Anteil, das gerade im Multiplayer seine Muskeln spielen lässt. |
SPIELTIEFE:
8.0MULTIPLAYER:
8.0TEMPO:
7.0von 10
Spannende Eroberungschlachten… Zuglimits verhindern überlange Partien Reichlich Karten zur Auswahl Einfach zu erlernen, schwer zu meistern Online-Multiplayer mit Chat-Funktionen Netter 3D-Tiefeneffekt |
…sobald die Partie in die Gänge kommt Kleine Schönheitsfehler in der Menüführung Story eher schmückendes Beiwerk Keine deutsche Lokalisierung |