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Kolumne: DLC-Invasion auf dem 3DS - Fluch oder Segen?Alexander Schneider, am 16.10.2012, Seite 1 von 1

Dieser Tage gibt es wohl kein heikleres Thema für die Zocker-Gemeinde als den Sinn oder Unsinn von Erweiterungen in Form von DLC - auf dem PC und den Heimkonsolen ist zusätzlicher Downloadable Content allerdings schon seit vielen Jahren üblich und bei Herstellern beliebt, um erfolgreiche Spiele zu erweitern und um die eigenen Umsätze in die Höhe zu treiben. Besitzer eines Nintendo DS konnten seinerzeit bereits mit ansehen, wie die DLC-Welle auch auf den Handheld-Markt schwappte - die Nintendo Wi-Fi Connection macht's möglich. Doch je weiter die technischen Entwicklungen voranschreiten, desto mehr Möglichkeiten haben die Entwickler im Rahmen der DLC-Verbreitung auf dem Markt der Mobilkonsolen. So verwundert es natürlich nicht, dass immer mehr 3DS-Games mit DLC-Inhalten versorgt werden. Aktuellstes Beispiel ist hierzulande -wen wundert es- New Super Mario Bros. 2. Im Folgenden könnt ihr euch auf eine tiefgreifende Reise durch die DLC-Welten freuen, auf welcher vor allem die Geschehnisse innerhalb des 3DS-Sektors bewertet werden. Wer profitiert eher von den DLC-Angeboten - die Hersteller, welche vor allem kommerziell noch mehr abzuschöpfen versuchen, oder die Zocker, die gegen ein gewisses Entgelt Spielumfänge erweitern können? Ein umstrittenes Thema.
Super Mario und Fire Emblem machen es vor

Für viel Aufruhr sorgte dieser Tage allerdings auch eine weitere Nachricht: Nintendo verdient sich mit Fire Emblem: Awakening eine goldene Nase. Das Spiel läutete in Japan seinerzeit die Ära der Nintendo-DLCs auf dem 3DS ein. Das Traditionsunternehmen zeigte sich in der Vergangenheit ja nie sonderlich begeistert von kostenpflichtigem DLC, was in Anbetracht der folgenden Zahlen beinahe unwirklich erscheint: Satte 1,2 Millionen DLC-Einheiten für Fire Emblem: Awakening haben allein die Japaner als Download erworben. Unglaubliche 380 Millionen Yen (4,8 Millionen Dollar) konnte Nintendo damit verdienen, was wohl den Durchbruch der DLC-Philosophie bei Nintendo bedeuten dürfte, so skeptisch man die Thematik früher auch beäugt haben mag. Immerhin 15% der Einnahmen für das Spiel sind somit den DLC-Paketen zuzuschreiben, was durchaus beachtlich ist.
Auch bei einem weiteren Trend schwimmt Nintendo auf der Welle mit: Frühkäufer des Strategie-RPGs haben direkt nach der Veröffentlichung die erste Zusatzmission gratis erhalten - man kann durchaus von einem Appetizer für zukünftigen DLC reden. Ein solches Vorgehen ist in der Branche mittlerweile durchaus üblich, und so verwundert es kaum, dass auch Big-N auf diesen Zug aufspringt. Kurz danach war allerdings Schluss mit gratis: Weitere Kapitel und zusätzliche Charaktere gab es lediglich zu variierenden Preisen. Naja, über das ein oder andere Geschenk können sich Besitzer des Spiels dann doch noch freuen: So manches Goodie (Charaktere, die an die Helden früherer Teile der Serie erinnern) kann auch weiterhin gratis per SpotPass empfangen werden - das ist doch schonmal ein Anfang, der guten Willen beweist.

Nintendo streitet DLC-Betrug ab
Wie auch anderen Herstellern wird nun auch Nintendo der Vorwurf gemacht, man wolle bereits zum Launch fertige Inhalte eines Spiels bewusst zurückhalten, um sie im Laufe der Zeit als DLC zu verscherbeln. Nintendo will sich allerdings bewusst von derartigen Praktiken abgrenzen und lieber Qualität abliefern, die den Gamern längerfristige Freude an einem Spiel garantiert. Die Japaner haben nach eigenen Angaben also gewiss nicht den Plan, keine vollwertigen Retail-Games mehr verkaufen zu wollen, nur um möglichst viel DLC an den Mann zu bringen. Es geht demnach also viel mehr um bewusste und gediegene Erweiterung an sinnigen Stellen. Klar, wer hat schon Lust, nur ein halb fertiges Spiel zum Vollpreis zu kaufen, um sofort eine Masse an DLC hinterherschieben zu müssen?

DLC: Vorteile? Für wen genau?
Der erste Aspekt, den potenzielle Käufer eines DLC im Auge haben, ist wohl das mögliche Preis-Leistungsverhältnis des DLC. "Was bietet mir der vorliegende DLC für den Preis?" - diese Frage stellt sich wohl jeder vor dem Download. Dabei muss allerdings zuerst der Preis des eigentlichen Games beleuchtet werden, an dem man sich beim Bewerten der Verhältnismäßigkeit eines DLC orientieren kann. Es kann schon einmal vorkommen, dass das Hauptspiel für seinen Vollpreis noch immer ein gewisses Gleichgewicht der Fairness bietet, was den Preis im Verhältnis zum Umfang angeht, der DLC aber nicht. DLC ist oft nicht gerade umfangreich - gerade im Handheld-Sektor sollte man das bedenken. Letztlich können die immer variierenden Preise für ein paar Spielereien allerdings häufig zu hoch sein - bestes Beispiel ist hier Theatrhythm: Final Fantasy, welchem Square Enix immer wieder DLC in Form von neuen Songs für je 1€ spendiert. Für eingefleischte Fans des Final-Fantasy-Universums mag das sicherlich lohnenswert und vor allem wunderbar retrospektiv sein, die Masse der Spieler wird einem solch kostenintensiven Angebot allerdings eher kritisch gegenüberstehen - gerade aufgrund der Unverhältnismäßigkeit des Preises, wenn man den Gegenwert bedenkt und mit anderen DLC-Angeboten vergleicht.

Es wäre also nicht unsinnig, den Entwicklern den Vorschlag zu machen, vor allem auf günstige Preise ihres DLC zu achten - denn gerade das ist das Kriterium, nach dem sich viele Spieler richten, bevor sie ihre Kreditkarte belasten oder eShop-Karten kaufen, um ihr Guthaben aufzuladen. Das wird auch in Zukunft die Gratwanderung für die Entwickler sein, der sie sich bei allem Konkurrenzdruck und allen Einnahmenkalkulationen nicht entziehen dürfen - die Spieler wollen vor allem Freude an DLC haben und das auch noch zu einem nicht zu hohen Preis.
Die Entwicklung hin zu immer mehr und mehr DLC hält allerdings auch Chancen für die Publisher bereit: Steigende Einnahmen und tieferes Ausschöpfen der eigenen Kreativität sind nur zwei vorteilhafte Optionen, die sich für die Unternehmen dazugesellen. Wenn aber kreative Missionen und Level nicht mehr das Hauptaugenmerk sein sollten, sondern nur noch der Griff in die Geldbörse der Spieler, dann sollte ein Aufschrei durch jegliche Schichten der Spielergemeinde gehen, um die Entwickler an das eigentliche Ziel des DLC zu erinnern. Schließlich wird Schund auf Dauer auch nur veröffentlicht, wenn Schund auch gekauft wird. Bei den mittlerweile simplen Vertriebsmöglichkeiten mit einem einfachen Upload in den eShop o.ä. haben es die Publisher -in gewissen Fällen leider- wirklich nicht schwer, neue Kreationen mit den Käufern zu teilen, und seien sie noch so wenig ausgereift.
Ein weiterer Denkanstoß für Nintendo und auch andere Hersteller sollte allerdings auch Folgendes sein: Nicht nur Qualität und Preis eines DLC entscheiden dauerhaft über seinen Erfolg, sondern auch die Flexibilität der jeweiligen Hersteller bei den Zahlungsmöglichkeiten. Da gerade Nintendo eine Zielgruppe anspricht, die vermehrt jüngere Spieler beinhaltet, sollte dem Unternehmen bewusst sein, dass das Verlangen nach einer Kreditkarte völlig fehl geht. Auch der Kauf von eShop-Karten ist meines Erachtens nach nicht unbedingt zeitgemäß und zudem aufwändig. Hier stellt sich zwangsläufig die Frage, aus welchem Grunde den Spielern nicht die Möglichkeit gegeben wird, unkompliziert per Bankeinzug oder PayPal zu zahlen, wie es im Internet schon längst Gang und Gäbe ist. Einzelne DLC-Downloads könnten so auch einzeln bezahlt werden, ein Prepaid-System ist in der Momentaufnahme deutlich kostenintensiver und bereichert erstmal nur den Hersteller selbst. DLC-Verkaufserfolge könnten in diesem Sinne noch mehr Potenzial entwickeln, wenn jeder Gamer auch mal nebenbei einen Einkauf im eShop tätigen könnte, ohne vor gelegentlich unangenehme Probleme gestellt zu werden. Wer will schon andauernd Prepaid-Karten kaufen gehen, nur um eben ein altes GBC-Spiel oder eine simple Anwendung herunterladen zu können?

Eine weitere elementare Frage ist, ob es gegenüber dem DLC noch sinnvoller ist, als Entwickler lieber gleich Kapazitäten für ein komplett neues Spiel zu sparen - es ist eine Frage des Geschmacks der Zielgruppen. Fortsetzung oder Erweiterung? Hier treffen zwei Philosophien aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die einen kosten ein Spiel lieber bis auf's Äußerste aus, während die anderen einen möglichen Nachfolger nicht schnell genug in den Händen halten können.
Rosige DLC-Zukunft auf dem 3DS?
Bei der üppigen Anzahl an künftigen Releases für Nintendos aktuelle Mobilkonsole sollte es eigentlich ein Leichtes für Nintendo und andere Publisher sein, den Beweis anzutreten, wie guter DLC auf dem 3DS auszusehen hat. Ob eine mögliche Levelerweiterung für Paper Mario: Sticker Star, weitere Charaktere für Animal Crossing: Jump Out oder auch zusätzliche Quests für Monster Hunter 3 Ultimate: Genug Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten auch im Rahmen von DLC zu präsentieren, haben die Entwickler auch in nächster Zeit. Es ist und bleibt eine spannende Frage, ob sie diese Chance nutzen - aktuell bleibt die Thematik aber auf jeden Fall.

Setzte man sich in der Vergangenheit noch betont kritisch mit dem Thema DLC auseinander, so behandelt man das Konzept im Hause Nintendo mittlerweile sehr viel unbefangener. Auf dem 3DS wird die Tradition von vereinzelten DS-Titeln wie Picross DS, welches man mit zusätzlichen Puzzle-Paketen erweitern konnte, effektiv fortgesetzt und weiterentwickelt. Kein Wunder, für viele Gamer sind die persönlichen Lieblingsspiele ohne regelmäßig erscheinenden DLC auch beinahe unvorstellbar geworden. Aber auch bereits angekündigter DLC für kommende Heimkonsolen wie die Wii U betont die Aktualität des Themas - so wird beispielsweise Assassin's Creed 3 auch auf der Wii U zumindestens eine separate Einzelspieler-Kampagne bieten. Aber was bleibt Nintendo und Co. auch anderes übrig? Die Konkurrenz -auch und gerade im Handheld-Sektor- schläft nicht. Auf der PS Vita zählt DLC längst zur Normalität und muss nicht mehr wirklich diskutiert werden - massig Community-Level und DLC (Kostüme und mehr) wie in LittleBigPlanet Vita beweisen das eindrucksvoll. Nintendo tut somit gut daran, aus dem eigenen Schatten zu treten und handelt mit einer neuen Offenheit derlei Inhalten gegenüber nur konsequent und richtig. Grundsätzliche Ablehnung von DLC ist heutzutage schlicht nicht mehr zeitgemäß, sofern bei der Entwicklung gewisse Parameter beachtet werden. Guter DLC zu fairen Preisen - wer würde da schon nein sagen? Wer zustimmt, kann auch als 3DS-Besitzer einer verheißungsvollen Zukunft entgegenfiebern.
Plädiert für einen immer kritischen Blick auf DLC, freut sich aber ungemein auf die hoffentlich guten Beispiele der Zukunft: Alexander Schneider [Gardevoir ex] für Planet3DS.de
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solange ein spiel nicht so konzipiert ist um den besitzer zum DLC zu drängen ist es noch in Ordnung.viel schlimmer ist die Tendenz zu mikro-buy games die reine $ Maschinen sind ..
Wenn Nintendo also möchte dass ich mir DLC kaufe, dann soll Nintendo mir bitte auch die Möglichkeit einräumen diesen weiterzuverkaufen. Nur so bleibt ein nachhaltiger Marktwert erhalten.
Deshalb kann ich auch die vielen "kostenlosen" Online-Spiele nicht leiden, da sie oft ohne Geld auszugeben gar keinen Sinn machen, oder auch einfach nur weniger Spaß bringen. Ich will entweder gleich das komplette Spiel kaufen oder ich fass es erst gar nicht an...
Betreffend der Zahlungsvariante kann ich mir persönlich vorstellen den Preis eines Spieles direkt über die Kreditkarte zu verbuchen statt sich einen festen Preis vorschreiben zu lassen. Das ist ein Grund warum ich selten im eShop einkaufe.
Diese kleinen häppchen (am besten noch aus dem Hauptspiel herausgenommen) sind doch der komplette Beschiss, sieht man sehr gut im PC Bereich, wo das regelmässig ausartet, z.B. in Form von Vorbesteller DLC der dir als normalem Käufer im Hauptspiel einfach nur fehlt.
Ich glaube Final Fantasy XIII-2 wäre so ein Kandidat. Das Spiel endete mit einem "to be continued", und Square-Enix meinte damals das solle auf die baldige Veröffentlichung von DLC hinweisen.
Ich weiß zwar noch von Fable III, das dort DLC angeboten wurde, der offenbar bei Release fertig war, aber den brauchte man nicht, um das Spiel zu beenden, sondern war reiner Bonus. Zählt somit auch nicht wirklich als Abzocke.
Nach einer gängigen Praxis, wie immer behauptet wird, sieht mir das weiterhin nicht aus.
Final Fantasy ist doch hier kein Einzelfall, schau mal nur auf den neuen James Bond, 007 Legends da wird zwar das ganze Spiel über auf eine Verknüpfung zum aktuellen Film hingewiesen, die Skyfall-Mission gibt es dann aber erst als DLC. Und das sehe ich dann tatsächlich als dreiste Abzocke.
Der DLC wird wohl kostenlos angeboten.
Ich halte diese Praxis jedoch trotzdem für unübersichtlich und unnötig kompliziert. Wenn ich mir ein 60€ teures Spiel kaufe, dann will ich auch wissen, dass alle Einzelteile enthalten sind. Eben ein vollwertiges Produkt, auch ohne Downloads. Vor allem wenn in den Werbe-trailern mit der Skyfall Mission geworben wird - ohne darauf hinzuweisen dass diese erst in einem halben Monat zum Download bereitsteht. Ich kann ja an der Kasse schließlich auch nicht sagen, ich zahle erstmal nur die Hälfte vom Spiel und den Rest erst in 2 Wochen. Außerdem wollen Leute die sich das Spiel holen, dieses eventuell auch in einem Durchgang absolvieren, und nicht erst darauf warten bis der DLC nachgereicht wird.
Damit man von einem wirklichen Problem sprechen kann, muss die Liste der Spiele, bei denen man kostenpflichtigen DLC kaufen muss, um das Hauptspiel überhaupt beenden zu können, schon mindestens 20 halbwegs bekannte Spiele haben, bei den hunderten Spielen die es insgesamt gibt.
Nein, das siehst du völlig falsch. Es braucht nur eine einzelne schlechte Erfahrung um den Käufer nachhaltig von DLCs abzuturnen. Aber wenn du Lust hast soetwas zu unterstützen: nur zu!
Von wegen - "Wenn 007 Legends kostenlos ist, dann bleibt FF XIII-2 ein Einzelfall" - und mir geht es dabei gar nicht so sehr um das beenden des Hauptspiels (Was unter anderem auch gar kein aussagekräftiges Kriterium für die Güte einer Spielerfahrung darstellt), sondern viel eher um das Gefühl ein unvollständiges Produkt gekauft zu haben. Das führt bei mir zwangsläufig dazu, dass ich lieber auf eine Game of the Year Edition warte anstatt mir alle paar Monate diese Downloadhäppchen vor die Nase halten zu lassen - während ich mich vielleicht schon längst in ein völlig anderes Spiel eingearbeitet habe. Ich spiele meine Spiele nämlich meist an einem Stück, und dann auch nur die Elemente die mir am meisten zusagen. Das geht aber natürlich nur wenn auch alle Elemente von Anfang an zur Verfügung stehen, und nicht erst tröpfchenweise in Form von DLC nachgereicht werden müssen - da wäre es mir dann schon lieber, die Entwickler würden sich die zusätzlichen Ideen (wenn sie denn etwas taugen!) für eine richtige Fortsetzung aufheben.
Wer trotz Wissen um die unschönen Punkte kauft und sich trotzdem beschwert, hat kein Recht, erhört zu werden.