3292°
Kolumne: Gerechtfertigter Hype oder doch nur heiße Luft - Pokémon Go auf dem PrüfstandPortableGaming-Redaktion, am 08.08.2016, Seite 2 von 2

Hat ohne Pokémon-Tracking einfach keinen Bock mehr:
Sebastian Mauch [Paneka]

Dann kam das in meinen Augen größte Unding der Entwickler. Nun läuft das Spiel, aber die spaßige (gezielte!) Pokémonjagd ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Ich für meinen Teil sehe aktuell keinen Sinn mehr darin, beispielsweise im Berliner Schlosspark Schiggys zu farmen, da ich schlichtweg nicht mehr weiß wo ich hinrennen soll. Kein Pokévision, nicht mal mehr ein Ingame-Tracker, was soll man damit bitte groß anfangen? Klar bin ich dankbar für die nun bessere Performance, und sicher haben es die Jungs und Mädels in den Niantic Labs nicht leicht, dennoch verharre ich bei der Aussage: Besser hätte man den Start dieses monumentalen Stück Softwares nicht vergurken können. Das erste Update mit den „minor text fixes“ empfand ich als Spieler sogar als sinnbildlichen Schlag ins Gesicht. Das zweite Update und die Akte-Pokévision gaben mir schließlich den Rest. Viele Spieler empfinden da ganz ähnlich, und schon jetzt vermisse ich irgendwie das Umherjagen in der Stadt mit Freunden oder allein. Doch bis Niantic seine Prioritäten in den Griff bekommt, liegt zumindest bei mir die App auf Eis.
Läuft dann eben noch einen oder zwei oder drei Kilometer mehr:
Denis Wewetzer [Azure]
Ich muss ehrlich sagen, dass mich der Anfang von Pokémon Go ziemlich kalt gelassen hat. Ich bin kein großer Freund von Smartphone-Spielereien und der ganze AR-Aspekt hat es für mich absolut nicht attraktiver gemacht. Wie das nun mal aber so ist mit einem Forschergeist, will man dennoch mal ein wenig was ausprobieren und so kam ich nicht darüber hinweg, mir das Spiel auch mal selbst anzusehen. Da ich ein gewisses Grundwissen zu der Basis des Spiels hatte, habe ich im wahrsten Sinne des Wortes Feldtests gemacht – drei Stück sogar.

Anders sah es da allerdings aus, als ich joggen gegangen bin. Man kommt sich zwar ein kleinen wenig bescheuert vor, ständig mit Handy in der Hand rumzulaufen, allerdings kann man der App nicht unterschlagen, dass sie einen nicht motivieren kann. In meinem Fall zum Beispiel habe ich mich auf meiner üblichen Laufroute befunden, als ich in der Ferne noch ein paar PokéStops gesehen habe – also machte ich einen Umweg. Von dort aus habe ich weitere in einer ganz anderen Richtung gesehen und habe also noch einen großen Bogen geschlagen, um die auch noch abzugrasen. Einfach die Tatsache, für ein paar Umwege vielleicht doch noch eine Belohnung einzusammeln, ist ein echt netter Faktor wenn es darum geht sich fit zu halten. Ich werde dadurch niemals in den Arenen an Ruhm gewinnen, da ich einfach nicht für das Farmen ausgelegt bin, aber ich habe meinen Spaß und laufe dann eben noch weiter – mit etwas Glück bekomme ich damit ja auch mal ein stärkeres Pokémon zusammen. Einzig und alleine hieran stört mich noch, dass der Streckenzähler nicht ganz stimmig ist – für eine Strecke von um die fünf Kilometer wurden mir so gerade einmal 2,7 zugeschrieben. Gemeinheit.
Hat sich mehr erhofft:
Nicola Hahn [501.legion]

Und zugegeben: Auch ich bin ab Tag 1 losgerannt und habe mir Pokémon gefangen. Auch ich bin PokéStops abgelaufen und habe mir so neue Bälle abgeholt und auch ich habe um Arenen gekämpft und mich geärgert, wenn irgendwelche anderen Spieler besser waren als ich. Doch so langsam geht der Hype um Pokémon vorbei und ich habe Sehnsucht nach einem richtigen Pokémon. Damit hat wohl auch die Pokémon Company gerechnet und die App als Zwischenschritt für Pokémon Sonne und Mond gesehen. So manch andere Firma hätte da wohl mehr in die App gesetzt und wäre spätestens jetzt an dem Punkt angelangt, an dem Nachschub für die Spieler her muss, den man aber nicht hat. Bisher sind noch Dinge wie ein Tausch zwischen Freunden angekündigt und auch das Finden der Pokémon soll einfacher werden. Events gibt es bestimmt auch demnächst, nur bietet all das nicht im Entferntesten genug Inhalt um eine neue Generation von Pokémon darzustellen. Zusammengefasst hat die Pokémon Company das Geschehen vorgesehen und klug gehandelt. Für mich hat sich die Wartezeit dank Pokémon Go verkürzt und wird mich noch hin und wieder beschäftigen. Ich freue mich auf jedes neues Update aber der Hype um die App nimmt langsam ab und das ist auch gut so, vielleicht kann man das Spiel dann endlich in Ruhe genießen ohne ständig im Level-Wettstreit mit seinen Freunden zu stehen.
Auf der Suche nach einem Vulpix:
Lisa Spitzer [mrscookie13]
Als Pokémon Go nach der gefühlten Ewigkeit, in der ich mehr oder weniger geduldig darauf gewartet hatte, endlich herauskam, war ich gerade mitten in der Klausurphase. Dumm gelaufen. Während meine Freunde bereits mit ihren besten Fängen prahlten, musste ich mich also noch etwas länger gedulden. Doch dann kam endlich meine Zeit - und ich muss sagen, im Gegensatz zu vielen anderen war ich ganz und gar nicht enttäuscht. Okay, die Abstürze waren nervig. Das ein oder andere Pokémon ging mir durch die Lappen, einfach, weil das Programm gerade spontan beschlossen hatte, den Geist aufzugeben. Einmal verschwand ein Ei plötzlich, aus dem eigentlich gerade ein Pokémon schlüpfen. Aber dennoch - Pokémon fangen, in der echten Welt! Ich war wie verzaubert.

In ihm scheiden sich die sprichwörtlichen Geister (und nicht etwa Alpollo und Gengar!):
Alexander Schneider [Gardevoir ex]
Es ist schon beachtlich, für welchen Hype Pokémon Go innerhalb weniger Stunden gesorgt hat - und das noch nicht einmal nach der offiziellen Veröffentlichung, sondern schon zu Zeiten der frühen APK-Downloads. Mittlerweile gibt es beim Bäcker nebenan Pikachu-Gebäcke (echt!), in Düsseldorf wird eine Brücke extra für Pokémon Go-Spieler gesperrt und eine Poké-Bahn eingerichtet, sogar Todesfälle soll es im Zusammenhang mit Niantics euphorisierender App schon gegeben haben. Ich gebe es zu: Hier schlagen definitiv zwei Herzen in meiner Brust. Zwar bin ich in der Redaktion als verrücktester Pokémaniac verschrien, und so ist es klar, dass ich mich sehr über den neuen Aufschwung des Franchises freue. Seit den 90ern und dem Erscheinen von Pokémon Rote Edition und Pokémon Blaue Edition hat es solch eine Begeisterung nicht mehr gegeben! Und nun, da der damalige Freudentaumel fast vergessen schien, steigen die Taschenmonster wie Phönix aus der Asche empor und beweisen, dass sie in den Herzen der Spieler noch immer leben. Wie wundervoll! Und doch gehen mir einige Dinge gewaltig gegen den Strich. Zum einen ist der Hype um ein Spiel natürlich etwas Tolles, das Sperren von ganzen Brücken allerdings halte ich für völlig übertrieben. Letztlich geht einiges einfach zu weit. Davon abgesehen lockt die App jene Personen, die ansonsten vor dem PC erstarren, zwar nach draußen und verschafft ihnen jene Bewegung, die ihnen ansonsten völlig abgeht - andererseits produziert sie laufende Smartphone-Zombies, denen im Extremfall noch nicht einmal mehr ihr Leben heilig ist. Auf private Grundstücke eindringen oder Pokébälle auf Gräber werfen, das halte ich schlich für Unsinn. So hat jede Medaille zwei Seiten - und doch stehe ich Pokémon Go grundsätzlich positiv gegenüber, auch wenn es nicht immer den Anschein erweckt haben mag.

ANZEIGE:
Hab heut mit Level 18 mein erstes Pikachu gefangen, das war schon irgendwie ein Glücksgefühl. Wenn mir das Spiel weiterhin solche Momente bereitet, bleibe ich gern am Ball (haha). Selbige gehen mir übrigens nie aus, da ich über einem Stop wohne und sich auf der Bahnstrecke richtung Innenstadt auch noch ca 10 befinden. Läuft somit ganz gut hier. Wirklich auf Jagd gehe ich damit aber nicht. Ich schaue mal drauf, wenn ich sowieso unterwegs bin. Komme damit bisher dennoch gut voran.
Auf jeden Fall ein gut geschriebener Text, freue mich auch auf kommende Updates.
Der Hype liegt in meinen Augen einfach am Pokémon-Gewand...